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Gesamtwirtschaftliche Entwicklung und Immobilienklima

Die gesamtwirtschaftliche Entwicklung wird jedes Jahr vom Immobilienweisen Prof. Dr. Dr. h.c. Lars P. Feld im Rahmen des Frühjahrsgutachtens eingeschätzt und auf die Immobilienwirtschaft bezogen. Lesen Sie hier die Zusammenfassung für die Ausgabe 2022.

Im Jahr 2021 ist die deutsche Wirtschaft mit einem Anstieg des realen Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 2,7% zwar gewachsen, das Wachstum blieb allerdings deutlich unter dem Vorkrisenniveau. Im ersten Quartal 2021 ging das BIP durch die Corona-bedingten Einschränkungen um 1,9% zurück und wuchs im zweiten und dritten Quartal um 2,0% und 1,7%. Für das vierte Quartal muss wegen erneuter Restriktionen von einem Rückgang um 0,5% bis 1,0% ausgegangen werden. Die Binnenwirtschaft, insbesondere der konsumnahe, von Corona-Schutzmaßnahmen abhängige Dienstleistungssektor, leistete in den Sommermonaten die höchsten Wachstumsbeiträge. Die Versorgungsengpässe bei Vorprodukten und Rohstoffen sorgten dagegen in der Industrie vor allem im dritten Quartal für negative Wachstumsbeiträge. Die Versorgungsengpässe sollten sich im Laufe des Jahres auflösen und zu höheren Wachstumsraten in den nächsten Quartalen führen.

Der Arbeitsmarkt hat sich nach der negativen Entwicklung im Jahr 2020 stabilisiert. Die Zahl der Beschäftigten im Vorjahresvergleich stieg um 0,6% leicht auf 44,9 Mio. und wird 2022 voraussichtlich 45,4 Mio. betragen. Die Erwerbslosenquote sank von 3,8% zum Höhepunkt der Krise auf 3,2%. Im Dezember 2021 waren mit 2,33 Mio. Menschen 14% weniger Menschen arbeitslos gemeldet als im Vorjahr (5,1% Arbeitslosenquote). Im Dezember 2021 gab es knapp 800.000 offene Stellen (rund ein Drittel mehr als im gleichen Vorjahresmonat). Vor allem bei den Bau- und Ausbauberufen zeigt sich der Fachkräftemangel mit einer Vakanzzeit von 165 Tagen.

Die Inflationsrate war 2021 so hoch wie seit 1992 nicht mehr. Sie erreichte im November 6,0% (Harmonisierter Verbraucherpreisindex, HVPI) im Vorjahresvergleich. Für gesamt 2021 wird sie auf 3,2% (HVPI) geschätzt. Ausgehend von niedrigen Energiepreisen und einer gesenkten Mehrwertsteuer sorgten die Konjunkturerholung und die CO2-Abgabe für einen starken Energiepreisanstieg. Gleichzeitig gab es Preiserhöhungen durch Nachfrageanstiege und Liefer- und Transportengpässe. Mit Nachlassen dieser Sonderfaktoren dürfte die Inflation wieder in die Nähe des Zielniveaus von 2% zurückkehren.

Die Finanzierungsbedingungen bleiben auf absehbare Zeit äußerst günstig. Die EZB belässt den Leitzins bei 0,0%. Sie hat allerdings die Nettoanleihekäufe im Rahmen des Pandemic Emergency Purchase Programme (PEPP) seit Oktober etwas zurückgefahren. Der EZB-Rat hält den derzeitigen Inflationsanstieg für vorübergehend und ist entschlossen, die Finanzierungsbedingungen weiterhin günstig zu halten.

Die Vergabe von Krediten durch die Banken an den inländischen Privatsektor nahm 2021 aufgrund des expansiven geldpolitischen Kurses im Vergleich zum Vorjahr um 4,2% auf knapp 3.100 Mrd. Euro zu. Der Bestand an Wohnungsbaukrediten nahm stark zu und macht mittlerweile rund 53% aus. Wohnungsbaukredite mit anfänglicher Zinsbindung von über zehn Jahren Laufzeit bleiben historisch niedrig, tendieren aber leicht nach oben und erreichten zuletzt 1,3% im Dezember 2021. Die Kreditvergabe an Unternehmen geriet trotz außergewöhnlich geringer Zinsen von 1,1% für großvolumige langfristige Kredite ins Stocken. Hohe Verschuldung und Versorgungsengpässe dürften die Produktionsausweitungen ausbremsen.

In der Bauwirtschaft zeigten sich spätestens ab dem dritten Quartal Materialengpässe bei Baustoffen wie Holz, Stahl und Dämmstoffen. Mittlerweile dürften sie überwunden sein und die Bauinvestitionen im Jahr 2022 um 2,6% steigen. Kapazitätsengpässe und der Fachkräftemangel bremsen dabei eine noch stärkere Expansion. Im Zusammenhang mit langwierigen Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie knappem Bauland wird der Nachfrageüberhang bestehen bleiben. Folglich verteuern sich Bauleistungen und Bauland und damit auch die Immobilien weiter. Die Baupreise für den Neubau von Wohngebäuden stiegen im Jahr 2021 so stark wie seit mehr als 50 Jahren nicht mehr.

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