Future Office: Proptechs / Start-Up
Früher oder später ist sie überall: digitale Technologie. Sie verändert die Art und Weise, wie wir arbeiten, und macht das Future Office flexibler, dezentraler und nachhaltiger.
„Die Branche ist disruptiven Kräften ausgesetzt“
Interview mit Nikolas Samios, Co-Founder & Managing Partner, PropTech1 Ventures
Welche Entwicklungen drücken dem Bürosegment heute und in naher Zukunft einen Stempel auf?
Dezentralisierung, Flexibilität und Nachhaltigkeit werden den Büromarkt stark verändern. Die Dezentralisierung und Flexibilisierung unserer Arbeitswelten waren schon vor Corona als Trends angelegt, wurden durch die Pandemie aber nochmals katalysiert. Entgegen der Erzählung von der überwiegenden Rückkehr in die Büros gehe ich davon aus, dass Offices künftig weniger und vor allem anders genutzt werden. Unternehmen müssen und werden sich nicht mehr bevorzugt in den Metropolen ansiedeln. Für bestimmte Tätigkeiten und Teams passen ebenso gut die Satellitenstädte, dezentrale Büros oder das Homeoffice. Diesen Trend, auch als Reaktion auf den War for Talents, sehen wir im Erfolg bestimmter PropTechs bestätigt, die wie Desana etwa bei der Verwaltung hybrider Arbeitsplatzmodelle unterstützen. Der Zuspruch ist enorm.
Was treibt Innovationen in einen Markt?
Digitale Technologie selbst ist ein Treiber. Sie ist früher oder später überall, schafft Investitionssicherheit und wird damit State of the Art. Ein zweiter Treiber ist Regulierung, vor allem im Bereich ESG. Hier stellt sich nicht mehr die Frage nach dem Ob. Es schwappt eine riesige Welle auf uns zu – ausgelöst von europäischer, nationaler und kommunaler Seite. Die Immobilienwelt kann sich in der Folge nicht mehr nur aufs Kerngeschäft fokussieren, sondern muss in eine gesamtgesellschaftliche Diskussion eintreten, die unter anderem auch Mobilitätskonzepte behandelt.
Welche Tipps würden Sie den etablierten Playern geben?
Mir kommt dazu das Bild des Frosches im Kochtopf in den Sinn. Es fühlt sich lange gemütlich an im wärmer werdenden Wasser – bis es irgendwann zu spät ist. Der Appell lautet also, jetzt aktiv zu werden und sich nicht disruptieren zu lassen. Der Kapitalmarkt kennt wenig Loyalität. Wer innovativer und nachhaltiger ist, bekommt den Zuschlag. Dazu müssen Finanz- und Immobilienakteure jetzt Transparenz schaffen, um den Status quo zu erfassen und Roadmaps insbesondere für die Dekarbonisierung zu entwickeln.
Die progressive Haltung der EU, die der Biden-Regierung als Vorbild dient, ist dabei übrigens eine riesige Chance. Wir haben dadurch sogar die Möglichkeit, vorneweg zu gehen. Im Weg steht uns vor allem unser Mindset. In punkto Bauqualität und Energieeffizienz sind wir dank der traditionell starken Regulierung hierzulande ohnehin meilenweit voraus. Wer also in Summe in Deutschland vorne ist, ist es auch international.
Was passiert, wenn man nicht darauf reagiert?
Die Branche ist disruptiven Kräften ausgesetzt. Wer regulatorische Needs nicht erfüllt, ist in spätestens 15 Jahren raus. Das gilt vor allem für das Thema Nachhaltigkeit, aber auch für Kundenbedürfnisse. Die Mietvertragsdauer wurde lange fast ausschließlich im Licht der Finanzierung betrachtet. Nach ein paar Jahren fühlt sich das für den Kunden aber immer falsch an, die Fläche ist entweder zu groß oder zu klein. Es ist bezeichnend, dass die erste Co-Working-Welle mit ihren flexiblen Verträgen für das bekannte Aufmerken sorgte.
Die Herausforderungen rund um den Dreiklang ESG sind enorm – und mit ihnen die Nachfrage nach tragfähigen, skalierbaren Lösungen. Etablierte Immobilienunternehmen und PropTechs müssen diese Aufgabe nur gemeinsam meistern, wie das Whitepaper „PropTechs und der ESG-Faktor“ zeigt.