Verhandlungen zur EU-Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie: ZIA mahnt Klimaschutz plus wirtschaftliche Machbarkeit an
Berlin, 17.06.2023 – Nach der Einigung der deutschen Koalition auf die „Leitplanken“ des Gebäudeenergiegesetzes („Heizungsgesetz“) mahnt die Immobilienwirtschaft eine möglichst präzise Vorbereitung der europäischen Gebäudeenergieeffizienzrichtlinie (EPBD) an. Anlässlich des nun gestarteten Trilog-Verfahrens der europäischen Institutionen nennt der ZIA Schlüsselpunkte, die aus Sicht der Immobilienwirtschaft über den Erfolg einer klimapolitisch, wirtschaftlich und sozialpolitisch ambitionierten EPBD entscheiden.
„Alle mitnehmen, die von Entscheidungen betroffen sind“
„Wir brauchen eine EPBD mit gezielten Impulsen für die klimafreundliche Renovierung des Gebäudebestands“, betont Dr. Joachim Lohse, Geschäftsführer des ZIA. Es sei dabei „sehr wichtig, alle auf diesem Weg mitzunehmen, die von den weitreichenden Entscheidungen betroffen sind.“ Der ZIA verweist auf Mieter(innen) und Vermieter(innen) sowie auf Investor(inn)en, die Kapital, Fachkräfte und bezahlbare Baumaterialien benötigen, um durch Renovierung und Neubau energieeffizientere Häuser tatsächlich zu realisieren. Die Umsetzung der EPBD dürfe weder zur finanziellen Überforderung von Investoren und Vermietern noch zu sozialen Verwerfungen führen. „Wir brauchen klare Ziele, aber auch realistische Zeitrahmen und machbare Regelungen“, betont Lohse. „Wir müssen stärker europäisch denken und die Grundlagen da harmonisieren, wo es sinnvoll ist, aber den Mitgliedstaaten zugleich ausreichend Raum zur Gestaltung lassen.“
Hintergrund:
MEPS – Den Kern der überarbeiteten EPBD stellen die sogenannten MEPS (Minimum Energy Performance Standards), also Mindestvorgaben für die Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden, dar. Der ZIA unterstützt den vorgeschlagenen „Worst-first“-Ansatz, bei dem die ineffizientesten Gebäude zuerst saniert werden, warnt aber wegen des Fachkräftemangels, gestiegener Baukosten und immer höheren Zinsen vor Umsetzungsproblemen im Alltag. Auch müssten Fragen von Denkmalschutz und Erhalt des Stadtbildes berücksichtigt werden.
Energieausweise – Der ZIA unterstützt die Neuregelung der Energieausweise und die angestrebte Harmonisierung, um mehr Vergleichbarkeit zwischen den Mitgliedsstaaten zu erreichen. Die Erwartung: Bereits ausgestellte Energieausweise sollten ihre Gültigkeit bis zur Neuausstellung behalten, um Ressourcen zu schonen.
ZEB – Der ZIA unterstützt die Vorgabe, den Energiebedarf des Nullemissionsgebäudes ZEB als künftigen Neubaustandard und das Erreichen der neuen Energieeffizienzklasse A durch erneuerbare Energien zu decken. Vorbehalt: Bis die Gas-, Strom- und Fernwärmenetze vollständig auf erneuerbare Energien umgestellt wurden, muss in einer Übergangsphase auch der anteilige Gebrauch fossiler Energieträger in hocheffizienten Gebäuden noch möglich bleiben, betont der ZIA.
Das ZIA-Positionspapier finden Sie hier: Positionspapier EPBD.pdf [PDF | 187 KB]