Stimmungsindex des IW ist düster: Immobilienwirtschaft kann sich nicht länger von gesamtwirtschaftlicher Entwicklung abkoppeln
- Sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen werden negativ bewertet
- Die Geschäftslage ist so schlecht wie nie
- ZIA-Präsident: „Absturz ist kein Automatismus, die Politik muss handeln“
- Einzelne Bereiche können sich dem Gesamttrend entziehen
Berlin, 15.12.2023 – Die Immobilienwirtschaft kann sich nicht länger von der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung abkoppeln: Weite Teile der Branche rutschen nach Auffassung des IW in die Rezession. Dies zeigt die aktuelle Winterbefragung der Immobilienunternehmen im Rahmen des ZIA-IW-Immobilienstimmungsindexes (ISI). „Der Weg der Immobilienwirtschaft führt weiter ins Tal, dies aber eben nur dann, wenn diese dramatische Entwicklung achselzuckend zur Kenntnis genommen wird“, kommentiert ZIA-Präsident Dr. Andreas Mattner die Zahlen. „Die Tragweite dieser Entwicklung ist enorm. Denn die Branche spielt ökonomisch wie sozial eine Schlüsselrolle in diesem Land“, warnt Mattner. „Der Staat muss endlich seinen Fuß von der Bremse nehmen.“
Bund, Länder und Kommunen seien für 37 Prozent beim ,Gut Wohnen‘ verantwortlich. „Das ist typisch für die Rolle, die der Staat gegenüber der gesamten Immobilienwirtschaft einnimmt: Er bremst die Branche aus – durch Vorgaben und finanzielle Auflagen.“ Forderungen des ZIA nach Aussetzen der Grunderwerbsteuer und günstigen KfW-Krediten für Wohninvestitionen hätten deshalb „die höchste Dringlichkeitsstufe erreicht“.
Sowohl die Geschäftslage als auch die Erwartungen für die nächsten zwölf Monate sind beim ZIA-IW-Immobilienstimmungsindex (ISI) mit Werten von -5,7 und -12,5 negativ. Für die Geschäftslage ist das der schlechteste Wert seit Beginn der ISI-Befragung im Jahr 2014. Das Immobilienklima trübt sich gegenüber dem Vorquartal um -5,0 ein und erreicht mit einem Minus von 9,1 Punkten wieder den Negativrekord der Winterbefragung 2022.
Einzelne Bereiche können sich dem Trend entziehen
„Umso erfreulicher ist es angesichts der Gesamtlage, dass einzelne Bereiche sich dem Trend entziehen und der Lage trotzen können“, erläutert Mattner. „Bei Shopping-Centern an Top-Standorten oder Supermärkten zeigen sich zum Beispiel aktuell Lichtblicke.“
Vor einem Jahr war das Immobilienklima, so die Analyse des IW, noch vom Blick nach vorn, von einer äußerst pessimistischen Erwartung geprägt. Heute sind es eine schlechte Geschäftslage plus konkret sichtbare Auswirkungen der Krise auf die Bilanzen und Auftragseingänge der Unternehmen, die den Gesamtwert nach unten ziehen. „Da die Erwartungen weiterhin von einer großen Unsicherheit auch aus der Politik geprägt sind, blickt die Branche mit großen Sorgenfalten in die Zukunft“, so Dr. Ralph Henger, Senior Economist für Wohnungspolitik und Immobilienökonomik beim IW, „Hoffnung für 2024 macht allein ein voraussichtlich stabileres Gesamtumfeld.“
Weitere, detaillierte Informationen zum Stimmungsindex sowie die gesamte Studie finden Sie hier: LINK
Hintergrund: Der Immobilienstimmungsindex wird vom Institut der deutschen Wirtschaft IW seit 2020 in Kooperation mit dem Zentralen Immobilien Ausschuss (ZIA) erstellt. Ziel ist es, zeitnahe Informationen über die Lage sowie die Erwartungen von Immobilieninvestoren und Projektentwicklern zu gewinnen und so die Transparenz auf dem Markt weiter zu verbessern. Die Befragung findet jedes Quartal statt.