Immobilienwirtschaft: „Gerade Ideen für Zinserleichterungen sollte man angesichts des dramatischen Wohnungsmangels nicht voreilig in den Wind schlagen“
Berlin, 9.1.2024 – Die Immobilienwirtschaft bewertet die Zurückhaltung der Bundesregierung gegenüber Zinserleichterungs-Programmen für den Wohnungsbau ausgesprochen kritisch. „Gerade der Ausgleich des eklatanten Zinsproblems durch kostengünstige KfW-Programme ist ein entscheidender Hebel, um den darniederliegenden Wohnungsbau wieder auf Touren zu bringen“, sagt Dr. Andreas Mattner, Präsident des Zentralen Immobilien Ausschusses (ZIA). „Schon aktuell fehlen 550.000 Wohnungen – Ideen für Zinserleichterungen sollte die Bundesregierung nicht voreilig in den Wind schlagen, wenn sie wirksame Antworten auf den dramatischen Wohnungsmangel geben will.“ Mattner reagiert damit auch auf jüngste Äußerungen von Bundesbauministerin Klara Geywitz, die im Interview mit dem Sender ntv signalisiert hatte, sie sehe aktuell keinen Spielraum, Bauen in Deutschland zum Beispiel mit zinsgünstigen Darlehen zu fördern.
Drei Milliarden – „eine ökonomische und soziale Investition“
Ein begünstigter KfW-Zins von zwei Prozent bei einer Kreditlaufzeit von zehn Jahren hat das Potenzial, den Bau von 100.000 neuen Wohnungen pro Jahr anzustoßen, taxiert der ZIA. „Der Staat müsste dazu drei Milliarden Euro bereitstellen – es wäre eine ökonomische wie auch soziale Investition mit enormer Schubkraft“, erklärt Mattner. „Dieses Geld bekommt der Staat über Steuern und ersparte Transferleistungen am Ende wieder zurück, und es ist auch ein Beitrag zur sozialen Stabilität, die bei einer wachsenden Konkurrenz um immer weniger freien Wohnraum weiter an Robustheit zu verlieren droht.“
Mattner zeigt sich erfreut, dass Geywitz in dem ntv-Interview berichtet hatte, dass der digitale Bauantrag immer mehr an Raum gewinne. Er warnt jedoch davor, den Effekt dieser Verbesserungen angesichts der aktuellen Lage überzubewerten: „Man kann nicht etwas beschleunigen, was nicht gebaut wird. Die enormen Zinssteigerungen in 2023 haben den Spielraum der Immobilienwirtschaft extrem begrenzt. Es braucht den neuen Anschub dringender denn je.“
Der ZIA erwartet, dass bis 2025 etwa 750.000 Wohnungen fehlen. Bis 2027 könnten es, so die Berechnung, bis zu 830.000 Wohnungen sein.