
Politische Keynotes

Politische Keynote von Verena Hubertz MdB (Bundesministerin für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen) – Foto: ZIA/Harry Schnitger

Politische Keynote von Thorsten Frei MdB (Bundesminister für besondere Aufgaben und Chef des Bundeskanzleramtes) – Foto: ZIA/Harry Schnitger
Verantwortung gerne, aber dazu braucht es Freiheiten
Ein Tag im Zeichen von Verantwortung und Aufbruch: Die Immobilienwirtschaft bewegt sich zwischen geopolitischen Unsicherheiten und wachsendem Optimismus, zwischen Regelungsdichte und dem Wunsch nach mehr Freiraum. Der Friedrichstadt-Palast wurde erneut zur Bühne des wichtigsten Branchentreffens mit über 1.700 Gästen aus Wirtschaft, Politik, Verwaltung, Wissenschaft und Medien. Im Fokus: Wie lässt sich wieder mehr Zuversicht, Dynamik und Handlungsspielraum schaffen?
Iris Schöberl: „Starke Wirtschaft. Starkes Land.“
ZIA-Präsidentin Iris Schöberl eröffnete mit einem eindringlichen Appell: Politik und Gesellschaft müssten der Branche mehr Vertrauen und Gestaltungsspielraum geben. Die Immobilienwirtschaft sei das „Fundament und Dach der Volkswirtschaft“. Angesichts von Klimawandel, Wohnraummangel und Strukturveränderungen brauche es Tempo, Verlässlichkeit und Deregulierung. Ihre klare Botschaft: „Die Politik muss die Wirtschaft entlasten – nicht nur rhetorisch, sondern konkret.“
Die Branche sei bereit, Verantwortung zu tragen – aber dazu brauche sie Freiheit: „Wir stehen zum Sozialstaat und zur sozialen Marktwirtschaft. Doch wenn Klimaschutz und Strukturwandel gelingen sollen, dann braucht es Vertrauen in die Wirtschaft. Nicht alles, aber mehr als derzeit.“ Sie forderte verlässliche rechtliche Rahmenbedingungen, eine nationale Gebäudeenergiedatenbank, einfache Regeln für den Gebäudetyp E, steuerliche Anreize für Sanierungen, beschleunigte Verfahren, bezahlbare Standards, flexibleres Mietrecht und vor allem: politische Verlässlichkeit über Legislaturperioden hinaus.
Florence Gaub mit einem strategischen Weitwinkel
Dr. Florence Gaub, Zukunftsforscherin und NATO-Strategin, richtete den Blick auf geopolitische Entwicklungen. In ihrer Keynote analysierte sie Risiken von China über den Krieg in der Ukraine bis zur NATO-Zukunft und machte auch deutlich, wie wichtig gesellschaftlicher Zusammenhalt ist. „Unfassbar, was die Ukraine geleistet hat. Mit Motivation, Zusammenhalt – gesellschaftlichem Zusammenhalt“, so Gaub. Ihre Perspektive war ein Plädoyer für Weitsicht in komplexen Zeiten.
Politik live: Aufbruch und Realitätscheck
Hochrangige Politikerinnen und Politiker zu Gast auf der TDI-Bühne:
- Thorsten Frei, Chef des Bundeskanzleramts, sprach offen von unzureichender aktueller Lage. Er stellte steuerliche Entlastungen, Bürokratieabbau und Digitalisierung in Aussicht. Förderprogramme müssten stabil mit Finanzmitteln unterlegt werden. Die Verwaltung brauche mehr digitale Kompetenz, und es gelte, Umsetzungsdefizite zu beheben.
- Verena Hubertz, Bundesbauministerin, kündigte das Gesetz „Bau-Booster 246“ an – verbunden mit der Ansage: „Die Bagger sollen rollen.“ Ihre drei Leitbegriffe: Tempo, Technologie, Toleranz. „Wir können nicht in Schönheit sterben“, so Hubertz. In ihren ersten 100 Tagen wolle sie entscheidende Reformen einbringen und den Turbo für Wohnungsbau zünden.
- Boris Rhein, Hessens Ministerpräsident, betonte, man müsse „vom Wollen ins Handeln kommen“. Er forderte Anreize für Leistung, die Stärkung der Konjunktur und eine längst überfällige Modernisierung Deutschlands. Investitionen seien entscheidend für die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit.
- Hendrik Wüst, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, stellte die Notwendigkeit von Abwägungen zwischen verschiedenen Rechtsgütern heraus – wie Wohnraum, Lärmschutz oder Brandschutz. Diese seien alle wichtig, aber nichts davon sei „absolut“. Man müsse auch mal sagen: „Wir haben abgewogen – und jetzt bauen wir mehr, dafür schrauben wir anderswo zurück.“
Wettbewerb der Landesbauordnungen – ein Novum
Erstmals wurden Landesbauordnungen prämiert – unter dem Motto: „Ausgezeichnet geregelt – Die innovativsten Bauordnungen“. Ziel war, Good Practices sichtbar zu machen. Ausgezeichnet wurden:
- Berlin: Bürokratieabbau – verständliche, klar strukturierte Regelungen, spürbare Erleichterungen.
- Baden-Württemberg: Digitalisierung – konsequent digitalisierte Verfahren, moderne Tools für effiziente Anträge.
- Hamburg: Beschleunigte Verfahren – Vorreiter bei schnellerem Bauprozess.
- Niedersachsen: Umbau/Bauen im Bestand – erleichterte Vorgaben für Bestandsimmobilien.
- Bayern: Innovationspreis – mutige neue Ideen, moderne Regelwerke.
- Schleswig-Holstein: Sonderpreis für Praxisnähe – enge Orientierung an Baupraxis.
Iris Schöberl, Präsidentin des Zentralen Immobilien Ausschusses, ergänzt: „Es ist spannend zu sehen, welche Aufbruchstimmung in einigen Bundesländern entstanden ist, um die Genehmigungsverfahren zu vereinfachen und zu beschleunigen und so den Wohnungsbau anzukurbeln und den Umbau auch von Gewerbe zu erleichtern. Wenn Regulierung notwendig ist, dann sollte sie praxisorientiert, innovativ und zukunftstauglich sein – mit dem Ziel, Genehmigungsverfahren zu beschleunigen, Planungssicherheit zu gewährleisten und Investitionen zu erleichtern. Gerne mehr davon!“ Hervorzuheben sei, dass sich nahezu alle Bundesländer auf den Weg gemacht haben, um für die Beschleunigung von Genehmigungsverfahren zu sorgen. Der ZIA mache dies mit seinem neuen Wettbewerb erstmals wirklich anschaulich, so die ZIA-Präsidentin. Denn die Unterschiede in Landesbauordnungen und -praxis seien, so Schöberl, „oft größer als die Unterschiede zwischen einem Neubau in Berlin und Budapest“.
PropTech of the Year – Innovationspreis für die syte GmbH
Ein weiteres Highlight war die Verleihung des PropTech of the Year Awards. Gewonnen hat die syte GmbH, die mit KI und Gebäudeautomatisierung neue Maßstäbe für digitale Gebäudebewirtschaftung setzt. Ein deutliches Signal für die Innovationskraft der Branche. „An KI kommt heute kein Unternehmen mehr vorbei, das sich zukunftsfähig aufstellen will. syte verkörpert diesen Anspruch auf einzigartige Weise und beweist eindrucksvoll, wie KI bereits heute konkrete Mehrwerte für die Immobilienwirtschaft schafft – durch schnellere, datenbasierte Entscheidungsprozesse bei der Entwicklung und Nutzung von Flächen. Das ist Innovation mit Wirkung“, sagt die ZIA-Hauptgeschäftsführerin Aygül Özkan.
Fazit: Die Branche ist bereit, Verantwortung zu übernehmen
Der TDI 2025 bot vieles – die Bühne für Debatten und Aufbruchsstimmung. Und der TDI war Thinktank und Netzwerktreffen. Aber vor allem war er ein kraftvolles Signal: Die Immobilienwirtschaft steht bereit, Verantwortung zu übernehmen – für Wohnraum, Wohlstand, Klimaschutz und Gesellschaft. Was sie braucht, ist Vertrauen und Freiraum, Investitionssicherheit und ein echtes „Go“ aus der Politik. Und wenn das kommt, dann kann’s auch wirklich losgehen: bauen, bauen, bauen.
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