
Praktikable Nachhaltigkeits-KPIs für die Immobilienwirtschaft
Der Zentrale Immobilien Ausschuss (ZIA) und der Verband deutscher Pfandbriefbanken (vdp) haben am 7. Mai 2025 die gemeinsam entwickelte Liste „Praktikabler Nachhaltigkeits-KPIs für die Immobilienwirtschaft“ vorgestellt und empfehlen die einheitliche Anwendung.
Die ZIA-KPI-Liste schafft eine Grundlage für den standardisierten Datenaustausch zwischen Banken- und Immobilienwirtschaft und hilft, gesetzliche Berichtspflichten zu erfüllen. Sie wurde auf Basis aktueller regulatorischer Anforderungen erstellt und enthält neun immobilienbezogene Schlüsselkennzahlen (Key Performance Indicators, KPIs) mit 29 Datenpunkten, die dazu dienen, den Aufwand vor allem auf Seiten des Kreditnehmers für die Datenerhebung zu reduzieren und die Abfrage umweltbezogener Informationen zu harmonisieren.
Hier finden Sie die Excel-Version der ZIA-KPI-Liste sowie einen erläuternden Begleitbericht (auf Deutsch und Englisch) zum Download:
- ZIA-KPI-Liste (XLSX) – Deutsch/English (Stand 05.05.2025)
- Begleitbericht zur ZIA-KPI-Liste (PDF) – Deutsch (Stand 05.05.2025)
- Report on the ZIA-KPI-List (PDF) – English (as of 05/05/2025)
Die Liste wird regelmäßig an neue Regulatorik angepasst, um jederzeit eine aktuelle Grundlage zu bieten.
Hintergrund
Die Komplexität der regulatorischen ESG-Anforderungen an Immobilien ist hoch und hat in der Vergangenheit weiter zugenommen. Die erfreulichen Omnibus-Initiativen auf EU-Ebene zur Vereinfachung der Nachhaltigkeitsberichterstattung dürften zwar dazu beitragen, einige unternehmensbezogene Berichtspflichten zu reduzieren. Die verschärften Anforderungen der Aufsichtsbehörden an die Banken erschweren jedoch weiterhin die Immobilienfinanzierung. Unterschiedliche Anforderungsprofile und uneinheitliche Fragebögen sind daher leider Realität im Kreditvergabeprozess. Die zeit- und kostenintensive Datenbeschaffung und -aufbereitung bindet Ressourcen, die an anderer Stelle fehlen.
Die ZIA-KPI-Liste bietet nun eine Grundlage für einheitliche Banken-Fragebögen und einen standardisierten Datenaustausch. Sie basiert auf einer intensiven Identifizierung von immobilienbezogenen Datenpunkten in gesetzlichen Anforderungen wie der EU-Taxonomie-Verordnung, SFDR (Sustainable Finance Disclosure Regulation), CSRD (Corporate Sustainability Reporting Directive), CRR (Capital Requirements Regulation) sowie weitergehender Bankenregulatorik (EBA/EZB-Klimastresstest, Säule-3-Rahmenwerk für klimabedingte Finanzrisiken des Baseler Ausschusses, EBA-Leitlinien zum ESG-Risikomanagement).
Über 450 vom ZIA ermittelte Datenpunkte wurden mit Unterstützung von über 35 Akteuren aus den unterschiedlichen Immobiliensparten (Asset Manager, Bestandshalter, Facility Manager, Kapitalverwaltungsgesellschaften, Projektentwickler) sowie vonseiten der finanzierenden Banken auf ihre Praktikabilität geprüft. Dabei wurden Datenpunkte ausgeschlossen, die außerhalb des Einflussbereichs des Gebäudeeigentümers liegen (z.B. mieterbezogene Wasserverbräuche oder Abfallmengen), da sie die Objektqualität nicht beeinflussen. Zudem wurden solche Datenpunkte ausgeschlossen, für die im Sinne des Subsidiaritätsprinzips bereits auf regionaler bzw. kommunaler Ebene Regelungen bestehen (z.B. Baulandstrategien) und ein überregionales ESG-Reporting nicht sinnvoll erscheint. Damit erstreckt sich nicht auf soziale Datenpunkte. Ebenso wurden keine Governance-Anforderungen berücksichtigt, da diese vorrangig unternehmensbezogen sind und beispielsweise durch nationale Kodizes adressiert werden.
Überblick
Die ZIA-KPI-Liste betrachtet die Objektebene (d.h. die Immobilie und explizit nicht die Unternehmensebene) und den Umweltbereich. Sie umfasst neun Objekt-, Energie- und Treibhausgas-relevante KPIs mit 22 Basis-Datenpunkten und sieben erweiterten, freiwilligen Datenpunkten, für die sich nach und nach eine bessere Verfügbarkeit einstellen dürfte. Die Datenpunkte sind nach Neubau/Bestand/Renovierung/Abriss sowie nach Nicht-/Wohngebäuden kategorisiert, sodass gezielt nach entsprechenden Aktivitäten in der Wertschöpfungskette gefiltert werden kann, die für das jeweilige Geschäftsmodell bzw. die jeweilige Finanzierung relevant sind. Die Liste ist somit nie vollständig für alle Aktivitäten gleichzeitig relevant.
Bei Bedarf können zusätzliche Datenpunkte Teil der individuellen Fragebögen sein, etwa wenn sie für eine spezielle Geschäftsausrichtung nötig sind. Um auch ein einheitliches Verständnis für gegebenenfalls zusätzlich relevante Datenpunkte herzustellen, wurden der ZIA-KPI-Liste zwölf weitere Datenpunkte informativ beigefügt, die aktuell nicht standardmäßig berichtet werden müssen, die aber perspektivisch relevant werden könnten.
Darüber hinaus werden 51 Datenpunkte informativ gelistet, die neben den Basis-Datenpunkten für die Taxonomie-Verordnung relevant sind. Zudem werden noch zehn weitere Datenpunkte genannt, die explizit nicht als Teil eines Reportings gesehen werden, da sie weder regulatorisch erforderlich sind noch im Einflussbereich des Gebäudeeigentümers liegen – oder auch generell selbst erhoben werden können, etwa mithilfe von Standortanalysetools.
Wie kann ich die ZIA-KPI-Liste verwenden?
Mit einem einheitlichen Verständnis der Datenanforderungen bei Banken und Gebäudeeigentümern können wir den Datenaustausch erleichtern, Digitalisierungsprojekte vorantreiben, den bürokratischen Aufwand auf beiden Seiten reduzieren und den Blick wieder auf das Kerngeschäft richten. Dazu können die Daten im eigenen System an den Definitionen, Einheiten und Hinweisen der ZIA-KPI-Liste orientiert werden. Alternativ bietet sich die Verwendung von am Markt aktiven Dienstleistern oder Tools an, die den Datenkatalog digital bereitstellen. Die ZIA-KPI-Liste wurde bspw. bereits integriert in:
- Alasco
- ECORE (ab Fragebogenversion 2025_01)
- Predium
- Realcube
- SkenData
- (Gern listen wir hier auch weitere.)
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