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Future Office: Mieter

Letztlich entscheiden die Kunden und somit die Mieter über Erfolg oder Misserfolg einer Büroimmobilie. Die Erwartungen der Mieter und der Beschäftigten an ein Future Office sind einem steten Wandel unterworfen. Was treibt die Nutzer in Zukunft am stärksten an?
Wie hat sich die Zahlungsbereitschaft für höhere Mieten unter Büromietern verändert? Prioritäten haben sich verschoben und die Unternehmensgröße hat an Bedeutung gewonnen, so die Ergebnisse einer jüngsten Umfrage.

Das ZIA-Mitgliedsunternehmen Wealthcap hat gemeinsam mit dem Meinungsforschungsinstitut civey die Bereitschaft unter Büromieter(inne)n untersucht, höhere Mietpreise für zukunftsfähige Büroflächen zu zahlen. Dazu wurden in einer repräsentativen Umfrage im Frühjahr 2020 noch vor Ausbruch der Corona-Pandemie 1.000 Büromieter(innen) befragt. Im Frühling 2022 wurde die Umfrage unter 2.500 Verantwortlichen für die Anmietung von Büroflächen wiederholt.

Konkret wurde den Teilnehmenden folgende zwei Fragen in 2020 und noch einmal in 2022 gestellt:

  • „Wie viel mehr Miete würden Sie für Ihre Büroräume bezahlen, wenn dadurch mehr talentierte Mitarbeiter zu Ihrem Unternehmen wechseln würden?“
  • „Für welche dieser Aspekte würde Ihr Unternehmen am ehesten einen höheren Mietpreis für Büroflächen akzeptieren?“ (Mehrfachantworten möglich)

Die drei wichtigsten Erkenntnisse aus der Umfrage finden Sie nachfolgend zusammengefasst:

Gut ein Drittel der Büromieter(innen) ist im Wettbewerb um Fachkräfte zu höherer Miete bereit

Im Frühjahr 2020 gaben 38,6% der Befragten an, bereit zur Zahlung einer höheren Miete zu sein. Zwei Jahre später, im Frühling 2022, hat die Zahlungsbereitschaft der Büromieter leicht nachgelassen und ist auf einen immer noch hohen Anteil von 35,1 % gesunken. Vor dem Hintergrund der eingetrübten konjunkturellen Lage geben heute 50,7 % an, zu keinem Aufpreis bereit zu sein, während 2020 dieser Anteil nur 41,7% betrug.

Flexible Büroflächen sind aktuell das wichtigste Kriterium für eine höhere Miete

Auf die Frage, welcher Faktor am ehesten einen höheren Mietpreis rechtfertigen würde, antworteten Anfang 2020 die meisten Büromieter mit Vernetzung, nämlich 22,4 %. Auf den Plätzen zwei bis vier landeten Flexibilität (19,7 %), Wohlbefinden (18,2 %) und Nachhaltigkeit (17,8 %). Bis Mitte 2022 hat sich das Bild gewandelt. Nun steht Flexibilität mit 24,7 % an der Spitze, es folgen Vernetzung (21,7 %), Nachhaltigkeit (20,7 %) und Wohlbefinden (19,3 %). Drei von vier Faktoren werden damit als wichtiger eingeschätzt, wobei die beiden größten Gewinner Flexibilität (+5,0 Prozentpunkte) und Nachhaltigkeit (+2,9 Prozentpunkte) sind.

Größere Unternehmen zu höheren Mieten bereit

Aufgeschlüsselt nach Unternehmensgröße der Büromieter(innen) bleiben kleine Unternehmen zurückhaltender. Zugleich ist knapp ein Drittel (28,3 %) der kleinen Unternehmen 2022 bereit mehr Miete zu zahlen, wenn dies Vorteile für das eigene Employer-Branding hat. 2020 lag dieser Wert bei 33,1 %. Damals wie heute sind sie damit die preissensibelste Gruppe. Bei mittelgroßen Unternehmen ist die Entwicklung gegenläufig, hier waren 2022 48,7 % für höhere Mieten aufgeschlossen, während dieser Wert 2020 nur 46,9 % betrug. Auch bei großen Unternehmen mit mehr als 250 Mitarbeiter(inne)n stieg der Anteil der aufgeschlossen Antwortenden von 37,6 % im Jahr 2020 auf nunmehr 49,2 %. Jedes fünfte große Unternehmen ist zu einem Mietaufschlag von mindestens 20 % bereit, jedes zehnte sogar zu über 40 %.

 

Die Detailauswertungen der Umfrage finden Sie bei Wealthcap.

Für welche dieser Aspekte würde Ihr Unternehmen am ehesten einen höheren Mietpreis für Büroflächen akzeptieren? (Mehrfachantworten möglich)
Knapp ein Drittel der kleinen Unternehmen ist 2022 bereit, mehr Miete zu zahlen. Bei den größeren Büromietern ist es fast die Hälfte.

Die Befragung von unserem Mitgliedsunternehmen Wealthcap und civey ist deshalb so interessant, weil sie ein Stimmungsbild unter den Büromietern vor Ausbruch und während der Pandemie abgibt. Die Ergebnisse bestätigen sich bereits abzeichnende Trends und liefern weitere, wichtige Erkenntnisse: Erstens bleiben Büros nicht nur für große Unternehmen wichtig, um Fachkräfte zu gewinnen. Von einem Abgesang auf Büros kann keine Rede sein. Zweitens zeigt der hohe Stellenwert von Flexibilität, dass viele Büromieter noch nicht genau wissen, wohin die Reise geht. Darauf müssen sich auch die Vermieter noch stärker bei Vertragslaufzeiten einstellen. Drittens unterstreicht der ebenfalls größere Bedeutungszuwachs des Faktors Nachhaltigkeit, dass die ESG-Regulatorik hier bereits ihren Schatten vorauswirft und für Nutzer immer wichtiger wird. Der ZIA befasst sich daher intensiv mit diesem Thema im Ausschuss.

Andreas Wende

ehemals Vorsitzender des ZIA-Ausschusses für Büroimmobilien

„ESG hat einen Wettlauf um die besten Gebäude und Standorte in Gang gesetzt“

Interview mit Annette Kröger, CEO, Allianz Real Estate

Ein modernes und attraktives Büro gilt als wichtiges Asset im „War for Talents“. Doch ist die Mehrheit der Arbeitgeber tatsächlich bereit, dafür eine höhere Miete zu bezahlen?

Zentrale Lagen in Städten mit hoher Bevölkerungsdichte werden auch nach der Pandemie ein Magnet für internationale Talente, Kapital und Unternehmen sein. Hier entstehen bedeutende Netzwerkeffekte zwischen jungen Arbeitnehmern, Unternehmen, Investoren sowie Universitäten und es besteht eine soziale Infrastruktur aus Bars, Restaurants und anderen Annehmlichkeiten. Zusammengenommen bilden diese Faktoren einen Ankerpunkt, einen sozialen Standort, der nur schwer zu reproduzieren oder zu verlagern ist. Dies gilt insbesondere für junge Menschen, die zentral und in der Nähe ihres Arbeitsplatzes in einer „Live-Work-Play“-Umgebung leben und arbeiten wollen – ein äußerst wichtiger Faktor für die Anwerbung und Bindung von Mitarbeitern.

Dafür muss ein höherer Preis gezahlt werden – unsere Untersuchungen zeigen, dass die Stadtdichte mit den Büromieten korreliert, das heißt Büroflächen in Städten mit hoher Dichte sind im Allgemeinen teurer. Gleichzeitig machen die Raumkosten in der Regel einen viel geringeren Anteil an den Gesamtausgaben der Unternehmen aus als die Personalkosten, insbesondere im Technologiesektor. Wir gehen davon aus, dass standardisierte Aufgaben mit geringerer Wertschöpfung, die weniger von zwischenmenschlicher Interaktion und Kreativität abhängen, zunehmend zu Hause erledigt werden. Gleichzeitig erwarten wir, dass Unternehmen eine hohe Zahlungsbereitschaft mitbringen, um ein Umfeld zu schaffen, in dem Aufgaben mit hoher Wertschöpfung am effizientesten erledigt werden können: sowohl um Talente anzuwerben, als auch um diesen jene Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen, die sie für ihre optimale Leistung benötigen. Kurz gesagt: Unternehmen, die den „Wettbewerb um Talente“ ernsthaft gewinnen wollen, müssen sich an diesen zentralen Standorten mit hoher Dichte niederlassen, und das hat seinen Preis.

Was genau macht – unabhängig von der Lage – für Sie und Ihre Mieter eine moderne und attraktive Bürofläche aus? Was gehört unbedingt dazu, was ist unnötig?

Der Standort IST entscheidend: Zentrale Lagen in Städten mit hoher Bevölkerungsdichte. Was das Objekt selbst betrifft, so liegt der Fokus auf erstklassiger Qualität, auf einem Büro, das in der Lage ist, ein sehr positives Nutzererlebnis zu schaffen. Erreicht wird dies durch ein Monitoring gesundheitsrelevanter Faktoren (z. B. Luftqualität), eine flexible Flächenaufteilung, die Produktivität, Zusammenarbeit und Unternehmenskultur fördert, ein Paket wertsteigernder – oder stressreduzierender – digitaler Dienste (z. B. der nahtlose Wechsel von Remote- zu Onsite-Arbeit) und das Wissen, dass das Gebäude nachhaltig betrieben wird. Untermauert wird dies durch ein intelligentes Paket von Sensoren und Systemen, die dem Asset Manager die Daten liefern, auf deren Grundlage er Entscheidungen zur weiteren Optimierung des Gebäudebetriebs treffen kann. Und es können die kleinen Dinge sein – wie etwa die Möglichkeit, persönliche Online-Bestellungen ins Büro liefern und dort lagern zu lassen –, die den Mitarbeitern das Leben einfach leichter machen und daher sehr wohl als Vorteil wahrgenommen werden.

Welche Bedeutung hat das Thema Nachhaltigkeit für das Future Office?

ESG und Nachhaltigkeit werden ein wichtiges Vermächtnis der Pandemie sein und sollten nicht unterschätzt werden. Die zunehmenden ESG-Anforderungen werden einerseits das Anlageuniversum für Investoren und andererseits den Umfang der mietbaren Gebäude für Nutzer eingrenzen. Da rund 80 Prozent des Bürobestands in den größeren Städten Europas 15 Jahre alt oder älter sind, könnte dies zu einer Verschärfung der Leerstandssituation führen, die einem potenziellen Flächenrückgang durch den zunehmenden Einsatz von Home Office entgegenwirkt. ESG hat somit einen Wettlauf der Akteure um die besten Gebäude und Standorte in Gang gesetzt.

Wie werden diese aussehen? Im Wesentlichen werden diese Gebäude einen klar definierten Weg zur Verringerung des CO2-Fußabdrucks aufweisen – unter Einsatz von Technologie, Energieeffizienz und mit guter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Dies wird den Schwerpunkt zunehmend auf die besten Städte und Gebäude sowie entsprechende öffentliche Einrichtungen und andere Annehmlichkeiten richten. Wir fühlen uns daher in unserer Ansicht bestärkt, dass sich der Kreis der Städte, in denen sich die ganz großen Nutzer ansiedeln wollen, auf dieser Basis weiter einschränken wird.

Haben die Corona-Pandemie und das Remote-Arbeiten die Anforderungen an das Future Office gravierend verändert?

Wir glauben schon. Einige der Veränderungen sind das Ergebnis beschleunigter Trends, die lange vor der Pandemie einsetzten, zum Beispiel die Einführung von Technologien. Andere wiederum, wie das Bedürfnis der Nutzer, sich im Büro wohlzufühlen, und das Monitoring gesundheitlicher und ökologischer Faktoren, die diesem Bedürfnis Rechnung tragen, sind eine direkte Folge der Pandemie.

 

Wenn wir mit potenziellen Mietern zusammentreffen, erhalten wir zunehmend Fragen bezüglich der Gesundheit und des Wohlbefindens der Nutzer, und zwar oft vor der traditionellen Diskussion über die Raumkosten.

 

Die Mieter wollen ihren Nutzern die Flexibilität des hybriden Arbeitsmodells bieten und wir als Eigentümer müssen die technologische Grundlage und das gesunde, nachhaltige Umfeld dafür bereitstellen. Moderne, hochwertige Gebäude können beides bieten.